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Ein Jahr nach Katrina
     
 

Ein Jahr nach Katrina - Leben in Louisiana

Der Hurricane "Katrina" ist weg. Für viele Deutsche ist er, mit
Verschwinden aus den Schlagzeilen und dem Fernsehen auch aus den
Gedanken verschwunden. Doch nicht für die Menschen aus St. Bernard.
St. Bernard ist ein Nachbarbezirk von New Orleans und wurde von Wind
und Wassermassen ebenso wenig geschont, wie die amerikanische
Großstadt. Doch vielleicht traf es die Menschen dort sogar noch
schlimmer. Viele wissen immer noch nicht, wie es weitergehen soll.
Sie leben in Wohnwagen, wenn sie das Glück hatten, einen zu bekommen,
stehen oft in meilenlangen Schlangen, für Dosenfleisch, Brot und
Kleidung.
"Es ist, als wären wir nicht mehr Teil der USA. Wir fühlen uns wie
Bürger zweiter Klasse." erklärt der Bezirkspräsident Rodriguez
gegenüber einem Journalisten der NZZ.
Die fünfköpfige Familie Ronquilles leben seit fast einem halben Jahr
nun in einem Wohnwagen. Es fehlt hier an praktisch allem. Der Vater
verdient ein wenig Geld durch das Fischen und ist dadurch immer
wieder mal ein paar Tage weg. Eine Wohltat für die Familie, die sich
in der Enge des viel zu kleinen Wohnwagens nur noch auf die Nerven
geht. Aber es gibt auch keinerlei Ausweichmöglichkeiten für die
Kinder. Statt Spielplätzen und Grünflächen gibt es nun abgesperrte
Gebäude mit Asbestwarnungen. Überall ist Müll, und die Kinder wissen
nichts mit sich anzufangen. Ihr altes Haus wollen sie vorerst in
seinem sehr verwahrlosten, verschimmelnden Zustand lassen.

Alles was die Menschen tun können ist warten und hoffen.

Ein weiteres Problem ist die Umstellung. Es fällt den Menschen
schwer, sich damit abzufinden, dass ihre Heimat nicht mehr das ist,
was sie war und das auch nie mehr sein wird. Allein die Einwohnerzahl
hat sich von 67 000 auf weniger als 15 000 Menschen reduziert. Die
überflutungsgefährdetsten Gebiete können nicht mehr mit Häusern
bebaut werden.

Aus ehemals fünfzehn Schulen ist praktisch über Nacht eine geworden.
Und diese muss nun auch noch um ihre Existenz bangen. Das Schulleben
ist unbeständig. Trotz unermüdlicher Spenden fehlt es an so vielem.
Es sind aber vor allem viel zu wenig Lehrer da. Die Größe der meisten
Klassen liegt oft bei über 45 Schülern. Der Stundenplan schwankt
ebenso wie die derzeit völlig unterbezahlten Lehrer.

Quelle : NZZ

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