Mit Auszügen aus dem Buch
„Urgewalten vor Cuxhavens Küste“ von Gerhard Sagert
Der Ausgang des Winters 1962 war mild und stürmisch. An den Küsten zogen immer wieder Stürme mit hohen Wasserständen durch. Sturmflutwarnungen gab es in diesem Winter immer wieder.
Am 14.2.1962 entstand dann über Grönland das Tief, welches später als das größte Unwettertief in die Geschichte der jungen deutschen Bundesrepublik eingehen sollte.
Es zog rasend schnell über den Nordatlantik hinweg, lag am 15.2.1962 schon östlich von Island und 16.2. morgens über Norwegen. Der Sturm brachte an der deutschen Nordseeküste zunächst noch einen aus Südwest gerichteten Wind, der im Tagesverlauf zunehmend auf West und später auf Nordwest drehte. Dabei floss zunehmend kühle Luft ein, so dass im Tagesverlauf Gewitter, Schauer mit Schneeregen und Graupel mit den extremen Böen wechselten.
Mit der Verlagerung des Tiefs in den Finnischen Meerbusen und später nach Finnland dreht der Wind auf Nordwest und später im Laufe des Tages des 17.2. 1962 auf Nord.
Das Hauptwindfeld in dieser Nacht vom 16.2. auf den 17.2. 1962 war so ausgerichtet, so dass der Wind Wassermassen in Richtung Küste genau in der Winkelrichtung der Elbe drückte.
Schon am Morgen des 16.2. fiel in Cuxhaven auf, dass das Niedrigwasser bei Ebbe in Cuxhaven nur wenig zurückgeht.
Auf den Feuerschiffen in der Nordseeküste wachsen die Wellen in die Höhe und auf Feuerschiff Elbe 3 gegen 9 Uhr reist die Ankerkette, so dass das Schiff von zwei Schleppern in den Hafen nach Cuxhaven geschleppt werden muss. Dieser erste Notfall ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Notrufmeldungen an der deutschen Nordseeküste.
Gerhard Sagert beschreibt den Tag in Cuxhaven als normaler Alltag. Das Leben läuft normal an diesem Tag, man fühlt sich geborgen hinter den Deichen. Sturmfluten sind ja nun nichts ungewöhnliches.
Gegen 19 Uhr am Abend wird dann das erste Mal eine Sturmflutwarnung ausgegeben, denn der Wasserstand der See steigt stark an. Schon um 20 Uhr steigt das Wasser auf 2,40 m über dem mittleren Hochwasserpegel. Die entsprechenden Stellen, wie die Feuerwehr, das DRK und das THW sind nun informiert und in Alarmbereitschaft. Auch die Bundeswehr rückt nun aus, um beim Deichschutz zu helfen.
Gegen 21 Uhr wird durch Sirenengeheul die Warnstufe 1 ausgerufen.
Gegen 22 Uhr wird ein erster Deich in Cuxhaven bedroht, da hier Wasser über die Deichkronen fliest. An ganz vielen Deichstellen in Cuxhaven und in der Umgebung sieht es ähnlich aus, daher wird die NDR-Rundfunksendung um 22.32 Uhr unterbrochen und
folgende Meldung ausgegeben :
„Für Cuxhaven besteht Deichbruchgefahr. Die Bevölkerung wird dringend gebeten, die höheren Stockwerke aufzusuchen oder sich sonst wie in Sicherheit zu bringen! Sagen Sie ihren Nachbarn Bescheid!“
Originalzitat aus Gerhard Sagert's Buch :
„In höchster Gefahr ist der Döser Seedeich an der Strandstrasse. Hier sind unter anderem junge Soldaten im Einsatz und wehren mit Unerschrockenheit die Fluten ab, die in einem unheimlichen Gleichtakt mit immer wiederkehrenden Rammstößen den Deich zum Einsturz bringen wollen.“
In dieser Nacht brechen die meisten Deiche in Cuxhaven nicht. Nur in Duhnen gibt es einen kleineren Deichbruch, der aber keine schlimmeren Folgen hat. Durch den beispiellosen Einsatz von THW, Bundeswehr und Privatpersonen wird in der Nacht schlimmeres verhindert.
Auf der Nordseeküste gibt es nun reihenweise Probleme und Notrufe. Der schwedische Frachter „Silona“ strandet bei Balje Hörne, weil er aus dem Elbe-Fahrwasser geraten war.
Nach der Katastrophe von 1962 wurden die Deiche erneuert und erhöht. Nie wieder soll es an der deutschen Nordseeküste zu einer solchen Katastrophe wie 1962 in Hamburg kommen. Der Kampf gegen den „Blanken Hans“ wird besonders wegen der Klimaerwärmung mit steigenden Meeresspiegel schwieriger werden.
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