Deutschland:
 
Rheinhochwasser
     
 

Extreme Hochwasserstände des Rheins

1784 schlimmste Hochwasser am Rhein seit Menschengedenken, Eishochwasser, über 14 m Pegel Bonn.

Zu diesem Hochwasser gibt es einen Bericht eines Bonner Beigeordneten, der selber gegen die Fluten kämpfen mußte.

Nach einem heißen und sehr sonnigen Sommer gab es im Rheinland einen Winter, wie es ihn seither wohl kaum mehr gab. Schon im November traten die ersten stärkeren Fröste im Wechsel mit wärmeren Phasen auf. Der Rhein führte zeitweise schon leichtes Hochwasser. Seit 1783 setzte dann starkes Frostwetter im Rheinland ein. Die Quecksilbersäulen kannten nach unten hin keine Grenzen mehr. Ein großes sibirisches Hoch bestimmte das Wetter in ganz Mitteleuropa. Von Rußland bis zu den Britischen Inseln wird über den starken Frost gejammert und geklagt. In diesem sibirischen Winter frieren zahlreiche Füße und Hände den Menschen ab und müssen amputiert werden. Zahlreiche Kältetote sind schon im Dezember zu beklagen. Die Nebenflüsse des Rheins, Mosel, Nahe und Saar, frieren schon zur Dezembermitte mit einer festen Decke zu. Auf dem Rhein ist zur gleichen Zeit Eis zu sehen. Der Fluß friert dann noch vor Weihnachten ebenfalls zumindest zeitweise zu. Ein kurzes Tauwetter zwischen dem 25. und 27. Dezember bringt dann Bewegung in den Strom, aber der wiederkehrende Frost vor Sylvester türmt große Eisschollen auf. Der Bonner Beigeordnete Jakob Müller (1740-1815) beschreibt aus seiner Wohnung in der Giergasse heraus das Geschehen im Januar und Februar: "Am 25.Jänner blieb der Rhein vor hiesiger Stadt zum erstenmal stehen, und am 27. fing man schon an, darauf hin und herzugehen, endlich mit Schlitten, Karren und Wagen zu fahren." Selbst größeres Fuhrwerk mit voller Ladung konnte den Fluß problemlos überqueren. Bis weit in den Februar hinein war es bis auf kurze Tauperioden immer zu kalt und frostig. Das ganze Land lag unter einer dichten Schneedecke, bevor dann am 23.2 die Temperaturen plötzlich so stark anstiegen, daß es regnete und die Schneedecke rasch wegtaute. Dazu Müller : "Da trat Tauwetter ein. Überall schmolz der Schnee, und man fürchtete für jeden Augenblick das Brechen des Eises. Am Abend geschah es. Ich eilte nach Hause und funde, daß das Wasser in einer halben Stunde so angewachsen war, daß es bereits vor meiner Haustüre stunde. Aus den unteren Zimmern und Küche ließ ich alles was nicht niet- und nagelfest war, heraufschaffen ...

Dieses ganze dauerte die ganze Nacht vom 25. auf den 26.2 fort. Morgens finde ich Frau und Kinder samt den Mägden, so alle auf dem ersten Stock zu einem Fenster hinaus mit einer Leiter in den Nachen stiegen; mußten fort und zum Haus hinaus. Das Wasser wuchs über Nacht so hoch an, daß es endlich bis an die Balken von meinem ersten Stockwerk reichte. Die vorige ganze Nacht hatte ich nicht geschlafen, und der Tag war in beständiger Unruhe zugebracht, und in dieser furchtbaren Nacht überfiel mich endlich der Schlaf, daß ich mich nicht mehr wehren konnte. Kaum war ich aber eingeschlummert, da hörte ich ein Getös mit einer Bewegung, wovon mein ganzes Haus erzitterte. Die Rheinschiffmühle war nämlich durch die Gewalt des Wassers und Eises auf die Stadtmauer angestoßen, hatte selbige mit den daran gebauten drei Häusern eingestürzt. Und sobald der Tag heran kam, sahe man in den Dörfern Beuel und Schwarzrheindorf sehr viele Häuser, deren Anzahl auf 109 bis 112 angegeben werden zerstöhrt, theils völlig hinweggetrieben."

(zitiert aus Gutzmer, K., S.80, 1989)

 

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